Samstag, 1. Juni 2013

Die Farbe Lila

Altensteig



Ich stehe auf meinem Balkon, einem kleinen Balkon, den ich für nichts in der Welt missen möchte.
Oh, doch!...Leute die mich kennen, würden widersprechen...für eine Badewanne könnte ich es mir wirklich noch mal überlegen :-)




Von hier aus kann ich direkt auf's Kirchenportal sehen. Naja, die Kirche sehe ich natürlich auch, aber die spielt heute eine untergeordnete Rolle. Deren heilige Häupter mögen mir verzeihen.
Wieder zu meiner Storry:
Vor der Kirche hat sich ungefähr das halbe Dorf versammelt.
Kirchhundem
Der Vorteil des Dorflebens ist, dass alles nicht nur schön beschaulich, sondern auch überschaubar ist.

Nun, die Leute, die ich beobachte, schmücken den Eingang der Kirche mit einem Kranz. Es ist ein schöner Kranz, der bestimmt einigen Dorffrauen viele Piekser vom Binden, an den Händen hinterlassen hat.. Hierzulande macht man solche Kränze noch mit frischen Tannenzweigen. Geschätzt auf den Eingang, haben sie so ca. 8 m Kranz gebunden, sodass dieser einmal um die Türe gewunden werden kann und dann noch jeweils 1m zu jeder Seite ausläuft.


Zwei der Dorfbewohner, geben sich größte Mühe,den Kranz zu befestigen und ihn hinterher in 1/2 Meterabständen mit lila Blumensträußchen zu verzieren.
Ich kenne mich nur wenig in den Riten der katholischen Kirche aus, aber so weit ich weiß, hat die Farbe etwas mit den Liturgien zu tun. Ich traue denen hier aber alles zu.
Es könnte nämlich genauso gut sein, dass sich morgen ein Paar das Jawort gibt und die Farbe Lila, einfach gut zu dem Hochzeitskleid der Braut passt.
LILA
Während also die Einen fleißig sind, stehen die Anderen auf der unteren Stufe zum Aufgang und nicken oder wiegen abschätzend mit den Köpfen.
Es ist nicht so, dass sie das Ganze stumm tun. 
Sie lachen und sprechen von den "Guten,Alten Zeiten".
"Könnt ihr euch erinnern, dass damals jemand einen der goldenen Füße vom Hahn, heimlich gestohlen hat?"
Gackert eine der Frauen und zeigt mit einer wichtigen Geste zur Kirchturmspitze. Sie wartet die Antwort gar nicht erst ab und hat bestimmt größten Spaß daran, dass sie etwas angeblich Neues zu erzählen hat. "Jaaa, ich weiß wer es war.....!" 
Es folgt eine Pause, die gerade so lang ist, dass keiner der anderen Zeit genug hat, genügend Luft zu holen, um ihr die Überraschung zu vermasseln. 
"Ja, ich weiß wer ihn gestohlen hat und der Hahnenfuß ist heute noch dort, wo er ihn damals, nach der Feier, deponiert hat!"
Alle lachen. Doch keiner stellt die natürlichste Frage, die logischerweise jetzt folgen müsste.
Ich ertappe mich schon dabei wie ich grinse, gerade so, als gehöre ich dazu und würde den Dieb genauso kennen, wie alle anderen., die sich ahnungslos geben.
Das soll einer verstehen.
Die zwei Arbeiter waren fertig, holten sich noch das OK der anderen und als die Klocken zum Abendgebet läuteten, verteilten sich die Leute in alle Himmelsrichtungen.

Regionalbahn
Ich persönlich habe heute wieder etwas dazu gelernt.
Wenn du in einem Dorf, ähnlich wie meinem lebst und es stellt dir einer eine Frage, dann warte nur lange genug ab und du wirst erleben, dass sich der Neugierige die Antwort schon mitgebracht hat.
Leider wird er nie erfahren, dass du gedanklich längst im Netz warst, um in Wiki, nach dem genauen Zusammenhang, zwischen der Farbe Lila und der Kirche, zu forschen