Gerade habe ich mein Turmfalkenpärchen beobachtet.
Sie haben ihr Nest in einer hohen Fichte, gegenüber.
Unentwegt fliegen sie abwechselnd ihr Nest an, um ihren Nachwuchs zu füttern.
Meine Gedanken kreisen und angesichts des freien Vogelfluges, konnte ich ein privates Rätsel lösen.
Vorweg möchte ich euch mein Problem schildern.
Ich bin eine der vielen Singles, die immer mehr auf der Strecke bleiben, auf ihrer Suche nach Harmonie, Zweisamkeit, Lebensfreude, Sinnlichkeit.....Liebe.
Auf meiner virtuellen Suche, kreuzte ein netter Mann meinen Weg,
Ich war wie geblendet! Seine zauberhafte Ausstrahlung nahm mich gefangen, wickelte meine Seele in einen zarten Cocon und nur zu gerne, ließ ich sie vor seinen Augen baumeln.
Wir spielten miteinander, machten uns gegenseitig Komplimente, sprachen manchmal stundenlang miteinander. Schnell fanden wir gemeinsame Themen, die wir diskutierten, Amüsantes über das wir beide lachen konnten und sinnliche, erotisierende Wortspiele, sponnen ein zartes Netz zwischen uns.
Es dauert nicht lange und wir entschieden, dass wir die störende, räumliche Distanz, die zwischen uns lag, überwinden wollten. So geschah, was vorprogrammiert war.
Kaum, dass wir uns gegenüber standen, konnten wir das Knistern des entflammten Feuers sehen, hören, fühlen...Wir atmeten die gleiche flimmernde Luft, für viele schöne Stunden.
Nichts deutete darauf hin, dass dieses Netz, welches uns zueinander führte, jäh entzwei reißen würde.
Noch ehe ich die Möglichkeit bekam, herauszufinden, wer er war und was mich an ihm faszinierte, zerstörte irgendetwas die ersten zarten, noch verletzlich, dünnen Bande.
Nun, man könnte sagen, die Schmerzen konnten doch noch gar nicht so gravierend sein, da wir uns erst in der Kennenlernphase befunden hatten.
Wie es anderen in so einer Situation geht, vermag ich nicht zu sagen.
Ich jedenfalls machte mich sofort auf die Suche. Hinterfragte, forschte nach Zeichen, die ich vllt. vor Blindheit übersehen hatte, nach Fehlern, die ich gemacht habe, nach einem Grund für seinen Rückzug.
Heute, da ich dem Flug der Turmfalken, mit meinen Augen gefolgt bin, habe ich eine mögliche Erklärung gefunden.
Ich scheine nicht unattraktiv zu sein, wenn man den anderen Glauben schenken will.
Bin vielseitig interessiert, denke, dass ich ein guter Gesprächspartner bin und dass ich gerne lache, dürfte auch ein positives Licht auf meine Gestalt werfen. Doch keiner ist frei von Fehlern, auch ich habe meine Ecken und Kanten. Das Leben hat uns zu dem gemacht was wir sind und all die Beeinflussungen spiegeln sich in in unserem Charakter, in unserer Gesamterscheinung wieder.
Ich glaubte, dass ich mich ihm gegenüber authentisch gegeben habe, dass ich mich nicht verstellt habe, dass ich ICH war.
Aber dem war nicht so!
Ich habe etwas wichtiges verschwiegen. Etwas was zu mir gehört, was mein Leben und mein Umfeld beeinflusst. Meine Krankheit!
Ob es nun, wie bei mir, die Fibromyalgie ist, oder bei dir oder dir, eine andere Krankheit, die unwiderruflich zu deinem Leben gehört, spielt keine Rolle. Allein der Umgang und die Akzeptanz, machen eine Krankheit entweder zu einem Makel, den man zu verbergen versucht oder zu einem winzigen Puzzlesteil, unseres ganzen Daseins.
Ich habe dieses Puzzleteil nicht in meinem Paket gehabt und damit war die Gestaltung eines schönen, kompletten Bildes, schlicht unmöglich.
Ich bin kein Vogel, kein Falke, der sich beim Sturz aus dem Nest die Flügel bricht, sondern ein Mensch, der es vermag, nach einem Sturz wieder aufzustehen und irgendwann nach der Genesung, wieder aufrecht und selbstsicher durchs Leben zu gehen.
Ob ich nun wirklich den Grund gefunden habe, der das Netz zerstört hat?
Es spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass ich den Faden wieder aufnehme und weiter das LEBEN lerne!
Eure
Angelika